Happy New Year!
Na, wie habt ihr so gefeiert? Wir eher zaghaft, denn Matthias hat beschlossen unsere eiskalte Wohnung (hatte ich schon erzählt, dass man zwischen unseren Fensterscheiben eine ganze Hand rausstrecken kann und sich von außen zuwinken? Also ich spreche natürlich von einem geschlossenen Fenster…wir haben jetzt ein Handtuch in den Spalt gestopft, es ist trotzdem unwirklich kalt!) zu beheizen. Mit Fieber. Und energiegeladenem Husten. So hat er am 31.12.2016 alle Viere von sich gestreckt und fiel krank die Hasengrube.
„Armes Häschen bist du krank, dass du nicht mehr hüpfen kannst?“ frage ich mittfühlend.
„Jaaaaaaaaa.“ krächzt der Patient. „Ich glaube, hüstelhüstel, es ist die echte Grippe, mir geht es ganz, ganz schlecht…oooh, so schlecht…“ wehgklagt er weiters.
So bleibt mir nichts anderes zu tun als unsere Einladung zu einem Silvester-Dinner bei Freunden abzusagen und mir ein Festessen für den Kranken und mich zu überlegen.
„Es woan de Störche oft zu beneiden, heut flieg i no vü weiter fort… Reinhard Fendrich“
Gegen zwei Uhr Nachmittag werde ich langsam nervös. In einer Stunde ist Neujahr! Also, in Österreich natürlich. Wegen der Zeitumstellung. Also drehe ich das Radio auf um ein wenig in „Stimmung“ zu kommen. Kurz vor „Mitternacht“ kommt Matthias dann aus dem Bett gekrabbelt und wir denken an all unsere Lieben in der Heimat und zählen gemeinsam mit ihnen den Countdown runter…
zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei! zwei! eins! GUTES NEUES JAHR!
Und dann ist es so weit!
Die Pummerin (die Glocke des Wiener Stephansdoms) läutet das neue Jahr ein und Strauss ertönt im Radio mit seinem Donauwalzer. Ich bin so ergriffen und tanze mit Tränen in den Augen durchs Wohnzimmer, Matthias wippt so fest er nur kann mit dem Fuß mit – zum tanzen ist er zu schwach. So gern ich auch verreise und so etwas wie Heimweh nicht kenne – heute bemerke ich zu ersten Mal wie sehr mein Herz für Österreich schlägt. Do bin i her, do g’her i hin…I am from Austria! (Da bin ich her, da gehör ich hin. Ich bin von Österreich!)
Ja, so verbringen wir den Jahreswechsel mal mitten am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein.
Und dann wird gekocht.
Es gibt Braten in Blätterteig mit Rotkraut und Kartoffelknödel sowie einer leckeren Sauce. Und zum Dessert den besten Apfel-Streusel-Kuchen, den ich je gegessen habe, mit einer salzigen Karamellsauce… Alles vegan und alles ist hervorragend gelungen! Mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen wenn ich daran denke….
Nach unserem feinen Dinner ist der Kranke erschöpft, und die Köchin auch. Also verkrümeln wir uns ins Bett, schauen noch einen Film am Laptop an und – schlafen einfach. Wir sind am Nachmittag emotional schon so vollkommen ins Jahr 2017 gerutscht, da ist ein zweites Mal nicht mehr unbedingt notwendig…
Ein unspektakuläres neues Jahr beginnt. Ein Kranker, eine Pflegerin. Einer hustet und einer (derselbe) schläft am Sofa. Eine schläft im Bett und versucht nicht krank zu werden.
Knapp zwei Wochen litt Matthias mindestens ebenso hingebungsvoll wie ich ihn pflegte…ob er mehr unter meiner Pflege oder an seiner Krankheit litt müsst ihr ihn selber fragen 😉
Aber nu isser (halbwegs) fit und wir können wieder Ausflüge machen: so treffen wir morgen Maria und Omar, unsere mexikanischen Freunde wo wir zu Silvester eingeladen gewesen wären, schließen uns dann einer Wandergruppe an und erkunden Russian Ridge.
Das Jahr beginnt aber auch ganz schön ärgerlich. Ich sag nur: Krankenversicherung!
Bevor wir nach Kalifornien geflogen sind habe ich in Österreich eine Auslandsreise-Krankenversicherung abgeschlossen (dadurch, dass Matthias und ich nicht verheiratet sind bin ich nicht bei ihm in Stanford mitversichert.).
Nach einigen Beratungsgesprächen habe ich mich für einen Versicherungsschutz bei der Wiener Städtischen entschieden, der von 1. Oktober 2016 bis 31. Dezember 2016 gelten sollte. Von unserer Abreise Mitte Juli bis Oktober würde im Schadensfall meine Versicherung bei meiner Kreditkarte zu tragen kommen.
So weit so gut. Im Dezember muss ich zum Arzt, zu einer Kontrolluntersuchung. Also rufe ich die Versicherung an wie ich vorgehen sollte. Alles kein Problem, ich solle nur Datum und Arzt bekannt geben, vor Ort bezahlen und im Anschluß die Rechnung sowie einen Medizinschen Bericht zuschicken. Sofort nach Erhalt würden sie mir dann zu 100% die Kosten rückerstatten. Fein.
Krankenversicherung bei der Wiener Städtischen ist gültig von 1.10.-31.12.2016. Brauche neue Krankenversicherung ab 1.1.2017, Antrag bei Unternehmen (B) gestellt da bei der Wiener Städtischen nur keine Verlängerung möglich!
In der Zwischenzeit kümmere ich mich um meinen neuen Versicherungsschutz, der ab 1. Januar gelten sollte – denn hier gibt es plötzlich ein Problem!
Aber der Reihe nach: Mein, von mir ausgesuchtes, neues Versicherungsunternehmen B schickte mir Anfang November einige Formulare zu die es auszufüllen galt. So beantwortete ich Gesundheitsfragen und gab mein Einverständnis, dass mir der Tarif von € 1077,- vom Konto abgebucht werden dürfen. Als ich Mitte November immer noch keine Polizze in Händen hielt fragte ich nach. Alles kein Problem, so die Antwort, aber sie könnten den Vertrag erst im Dezember schicken, da das Computersystem es erst vier Wochen vor Vetragsbeginn erlaube. Ja dann ists ja gut.
Am 5. Dezember werde ich unruhig da immer noch kein Vertrag gekommen ist. So schreibe ich erneut und bekomme als Antwort, dass nicht auf mich vergessen wurde und alles gerade bearbeitet würde.
Am 12. Dezember (!!!) erhalte ich ein Schreiben, dass sie mich derzeit nicht versichern könnten da in den Gesundheitsfragen stünde, dass ich im Jahr 2016 mal krank war und sie das Untersuchungsergebnis einer Kontrolluntersuchung bräuchten…
WIE BITTE??? Seit einem Monat lungern die Gesundheitsfragen bei denen rum – ich hatte sogar extra nachgefragt ob sie noch irgendwelche Unterlagen bräuchten…
Gut, für die Kontrolluntersuchung habe ich ja bereits einen Termin! Der Termin ist Morgen. Und das Untersuchungsergebnis? Also im Krankenhaus angerufen, um Auskunft gebeten, Rückruf versprochen bekommen, erneut angerufen und erneut…keinen Rückruf und keine Auskunft bekommen. Also Nachmittags ins Auto gesetzt und ins Krankenhaus gefahren. Bekomme Auskunft: Untersuchungsergebnis kann ich irgendwann im Jänner erwarten…DEM Jänner, in dem ich keine Krankenversicherung mehr habe…!
Seufz.
Nun werden einige Mails hin- und hergeschrieben. Besser gesagt HIN. Denn ein Antwortschreiben dauert immer einige Tage… Ich bitte und flehe mir doch endlich Bescheid zu geben ob sie mich nun versichern wollen oder nicht. Denn je mehr Zeit verstreicht umso schwieriger wird es über die Weihnachtsfeiertage eine neue Versicherung bei einem anderen Unternehmen zu finden!
Der Arztbesuch verläuft fein – das vorläufige Untersuchungsergebnis: Kiki ist gesund
Zwischenzeitlich war ich beim Arzt und habe eine Rechnung von über $ 1000,- ausgestellt bekommen…Schluck, aber ich bekomme es ja wieder! Hab ja meine Versicherung bei der Wiener Städtischen. Der medizinische Bericht ist noch nicht fertig, aber sie können ihn mir morgen per Email schicken.
Am nächsten Tag bekomme ich natürlich keine Email. Also rufe ich meine Ärztin an. Es geht nur die Mailbox an – also hinterlasse ich meine Nummer und bitte um Rückruf. Natürlich ruft mich niemand zurück. Also fahre ich mit dem Auto zum Krankenhaus.
„Die Frau Doktor hat den Bericht leider noch nicht geschrieben.“ so die Krankenschwester.
„Ja, aber ich brauche diesen Bericht! Zum einen um mein Geld zurück zu bekommen und zum anderen um meine Chancen auf Versicherungsschutz ab Jänner zu erhöhen!“
„Das verstehe ich meine Liebe. Ich werde heute nochmal mit der Frau Doktor sprechen und sagen wie dringend es ist.“
„Könnte ich den Bericht dann bitte per Email zugeschickt bekommen?“ frage ich höflich.
„Per Mail? Mein Liebe, DAS geht nicht! Das sind persönliche Unterlagen, die können wir nur per Post verschicken!“
„So lange kann ich aber nicht warten – wir fahren in ein paar Tagen auf Urlaub und bis dahin brauche ich den Bericht! Dann komme ich morgen nochmal!“
Natürlich ist der Bericht am nächsten Tag nicht fertig.
„Mein Liebe, die Frau Doktor hat wirklich sehr viel zu tun.“
„Das verstehe ich, aber ich brauche wirklich dringend diesen Bericht. Das ist ein Zweizeiler! Und da wird sie sich halt mal kurz Zeit nehmen müssen!“ fletsche ich die Krankenschwester so freundlich wie möglich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen an.
„Ach meine Liebe, ich kann da leider gar nichts machen außer ihr nochmal zu sagen, wie dringend es ist. Allerdings, heute ist schon Freitag und am Montag hat sie frei…“
„…dann bitte am Dienstag! Denn am Mittwoch fahren wir auf Urlaub!“
Bekomme ich am Dienstag den Bericht? Natürlich nicht…
Aber dafür das erlösende Schreiben der Versicherung B: Ich würde versichert werden! Allerdings nicht zum vereinbarten Tarif sondern mit einem Zuschlag von € 600,-.
Habe nun die Wahl dieses Angebot anzunehmen. Oder in unserem Weihnachtsurlaub zu versuchen eine andere Versicherung zu finden. Ich bin erschöpft, ich brauche eine Versicherung, ich nehme an.
Im Jänner brauche ich nicht nur eine neue Krankenversicherung, nein, ich brauche auch eine neue Aufenthaltsgenehmigung!
Anfang November hatte ich der Einwanderungsbehörde einen Brief geschickt. Inhalt: das kilometerlange ausgefüllte Formular I539, ein Scheck von knapp $ 300,- und ein Motivationsschreiben – das alles ist nötig möchte man seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern. *)
Eine Woche später war das Geld vom Konto abgebucht. Sonst geschieht nichts weiter. Am 19. Dezember rufe ich daher an.
„Ja, das kann noch zwei Monate dauern bis der Antrag bearbeitet ist.“ bekomme ich zur Auskunft.
Schluck. Mein Visum läuft aber bereits in knapp vier Wochen aus.
„Kein Problem, der Antrag ist bei uns und Sie können bis zum Bescheid im Land bleiben. Wird der Antrag abgelehnt müssen Sie allerdings unverzüglich das Land verlassen…“
Weihnachtsurlaub – und jetzt werden mal sämtliche Versicherungen und Einwanderungsbehörden vergessen!
Wir genießen unseren Weihnachtsurlaub sehr und welch frohe Botschaft: ich bekomme einen Anruf, dass der medizinische Bericht nun fertig sei und zur Abholung bereit läge.
Happy End? Wo denkt ihr hin!!!
Ich schicke Rechnung und Bericht der Wiener Städtischen. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten:
„Ihre befristete Auslandsreise-Krankenversicherung wurde Anfang Juli 2016 mit Wirkung vom 1.10.2016 für drei Monate abgeschlossen. Nach den Versicherungsbedingungen für die Auslandsreise-Krankenversicherung nach Tarif RVI beginnt der Versicherungsschutz mit der Ausreise aus Österreich. Da Sie bereits am 15.7.2016 in die USA gereist sind endete ihr Versicherungsschutz bereits mit 15.10.2016. Für nach diesem Datum entstandene Kosten kann daher keine Leistung erbracht werden.“
Zack. Ihr versteht, dass ich jetzt weine?
Habe also alle Unterlagen hervorgekramt – überall steht „Der Versicherungsschutz beginnt mit dem beantragten Zeitpunkt…“, und das war auch das, was mir mein Versicherungsfachmann bei Vetragsabschluss gesagt hatte. Überall steht das. Außer im kleinsten Kleingedruckten…! Toll, jetzt bin ich auch noch selbst Schuld. Was gehe ich auch zu einem Versicherungsfachmann und lasse mich beraten wenn das Beratene schlussendlich nicht stimmt und ich nun auf den Kosten sitzen bleibe?
Aber so schnell möchte ich noch nicht klein bei geben. Ich habe nochmals sämtliche Emails gelesen, alle Veträge studiert und alles noch so Kleingedruckte geprüft. Offensichtlich war ich nicht die einzige, die von dem Kleingedruckten keine Ahnung hatte. So habe ich ein Beschwerdeschreiben verfasst welches seit über einer Woche bearbeitet wird. **)
Indessen habe ich meine Untersuchungsergebnisse erhalten welche meine Gesundheit bestätigen… Die wichtigste aller Nachrichten ist eine gute! Das ist doch was!
So habe ich gleich noch einen Brief an Versicherungsunternehmen B formuliert: ob die erhöhte Prämie nun vielleicht doch wieder runtergesetzt werden könnte. Schließlich bin ich gesund! Aber auch für dieses Schreiben warte ich noch auf Antwort…
So darf ich mich seit vielen, vielen Wochen in der Königsdisziplin Geduld üben. Darf üben im Hier und Jetzt zu sein: „Denn hier und heute bin ich versichert und habe ein Visum.“
Das mit dem Geld ist sehr ärgerlich – ich habe keine Arbeitserlaubnis, damit keinen Job und somit kein Einkommen. Da tun knapp 3000,- schon weh, das könnt ihr mir glauben. Abgesehen von den vielen Stunden, die ich mit Emailschreiben und Recherchen verbracht habe.
Und vor lauter Frust darüber vergesse ich wie schön es ist so feine Untersuchungsergebnisse zu haben und: in den letzten drei Monaten, in denen ich ja offensichtlich nicht versichert war, keinen schweren Unfall gehabt zu haben! Aber ich übe 🙂
Und ich übe, nicht stündlich mein Mailaccount zu checken ob endlich die erlösende Nachricht kommt, dass ich von der Wiener Städtischen doch noch mein Geld zurückbekomme, dass ich von Versicherungsunternehmen B endlich eine Polizze zugeschickt bekomme und mir der Zuschlag doch erlassen würde und, dass ich von der Einwanderungsbehörde mein Visum verlängert bekomme…
**) Nachtrag 25. Jänner 2017: Die Wiener Städtische zeigt sich kulant und stattet mir meine Arztkosten zurück! Somit ist mein Vertrauen in das Unternehmen wiederhergestellt 🙂
Mit Unternehmen B bin ich noch am verhandeln.
*) Ist man mit einem B2 Visum, also Touristenvisum, in den Vereinigten Staaten hat man keine Arbeitserlaubnis aber eine bis zu 6 Monaten andauernden Aufenthaltserlaubnis (sofern man eine gute Begründung hat warum man sich so lange in den USA aufhalten möchte sowie Beweise, dass man in sein Heimatland zurückkehren möchte…wie zB einen Job, eine Wohnung, Kinder etc.). Nach den 6 Monaten kann man um eine Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung ansuchen. Und zwar bei der USCIS. Per POST sendet man das ausgefüllte Forumular G-1145 sowie I-539 sowie das bei der Einreise erhaltene I 94, einen auf $ 290,- ausgestellten Scheck sowie ein Motivationsschreiben an die Einwanderungsbehörde USCIS. Bitte früh genug, bevor die Aufenthaltsgenehmigung endet. Ist sie nämlich geendet und das Schreiben kommt zu spät an ist das Geld weg und man muss trotzdem ausreisen!