Adrenalin in Sunnyvale

„Waaaaahwiiiiieeeewaaaaaa….?“ stöhne ich zur Antwort. Auf welche Frage eigentlich? Keine Ahnung. Es ist dunkel. Vielleicht ist es Nacht? Wo bin ich? WER bin ich? versuche ich schlaftrunken herauszufinden.

„Pssssssst!“ wispert Matthias und hält mir die Hand vor den Mund. Erschrocken finde ich aus dem Land der Träume zurück ins Schlafzimmer.

„Wbbbbb…“

„Pssssssssssst!!!!!“ plus ein verstärkter Druck der Hand auf meinem Mund sind die Antwort auf meinen Versuch zu ergründen warum ich denn mitten in der Nacht aufgeweckt werde.

„Ich glaube da ist jemand in unserer Wohnung“ flüstert Matthias in mein Ohr und lockert seine Hand.

Jemand ist in unserer Wohnung!

„Warum?“ flüstere ich zurück.

„Weiß ich doch nicht.“

„Nein, ich meine warum denkst du es ist jemand in unserer Wohnung?“

„Weil ich jemanden herumschleichen gehört habe! Wir müssen nachschauen! Aber leise!“ er schnappt sich, die auf seinem Nachtkästchen (OK, es ist kein Nachtkästchen, so etwas besitzen wir nicht. Es ist ein umgedrehter Amazon-Karton…) befindliche Teetasse als Waffe. Meine Augen wandern auf meinen Pappkarton: ich finden ein Wasserglas und bewaffne mich mit diesem.

Vorsichtig stehen wir auf und tappen leise zur Tür. Mein Herz hämmert so laut gegen meinen Brustkorb, dass ich den Aufprall hören kann. Da stehe ich nun, die Hand mit dem Wasserglas hoch erhoben, bereit das Restwasser dem Eindringling ins Gesicht zu schütten bevor ich das Glas in selbiges hinterher schmettere und versuche nicht zu vergessen zu atmen – meine Lungen haben vor lauter Angst mit ihrer Tätigkeit aufgehört. Auch meine Speicheldrüsen haben ihren Betrieb eingestellt. Meine Pupillen dafür sind Tellergroß. Meine Augäpfel scheinen bei jeden Herzschlag aus den Augenhöhlen hervorgeschleudert zu werden.

Nun hebt auch Matthias hebt seinen Arm mit der Teetasse und nickt mir zu. Ich nicke zurück und reiße die Tür auf!

Teetasse und Wasserglas verwandeln sich nachts in bedrohliche Waffen

Wie ein erprobtes SWAT Team stürmen wir das Wohnzimmer. Rücken immer schön an die Wand gepresst. Matthias findet den Lichtschalter:

„Wohnzimmer: Safe!“ wispert er mir zu und deutet auf die hinter mir liegende Badezimmertür.

Ich nicke. Mit einem Satz sprinte ich hin, stoße die Türe auf und mache das Licht an. So große Mengen Adrenalin hatte mein Herz noch nie zu bewegen und klopft so hart gegen meine Rippen, dass ich Angst habe, eine Rippe oder gar mein Herz könne draufgehen. Aber mutig stoße ich ins Bad vor.

Das Badezimmer ist auch leer. Schnell noch die Duschkabine und den Kasten untersucht – kein Einbrecher.

„Badezimmer: Safe!“ flüstere ich erleichtert.

Dann hören wir das Geräusch – und fahren herum.

Aber niemand ist hier! Es hört sich an als käme es aus unserem Apartement, aber es kommt nicht von hier! Vermutlich kriecht ein Eichhörnchen unter dem Dach herum und sucht Unterschlupf vor dem Regen?

Kein Ei-nbrecher sonder ein Ei-chhörnchen versetzte uns in Angst und Schrecken

Wir legen uns erleichtert zurück ins Bett. Aber mein Herz benötigt noch einige Minuten um sich wieder auf ein normales Herzschlagminuten zu reduzieren. Dann schlafe ich erschöpft ein.

Ich weiß nicht ob es ein paar Minuten oder ein paar Stunden später ist, aber Matthias steht neben meinem Bett und deutet auf die Tür!

„Steh‘ auf, ich höre Stimmen aus dem Wohnzimmer!“

Tatsächlich, ich kann sie auch hören! Ich schnappe mir das Messer welches ich mir wohl vorsorglich nach dem Schrecken neben das Bett deponiert hatte und wir stellen uns wieder vor der Türe auf. Als ich sie diesmal aufreiße geht alles rasend schnell: ein Mann schubst mich zur Seite und dringt ins Schlafzimmer ein! Ich schreie auf und versuche mein Messer zu schwingen, bin aber dann doch ein wenig gehemmt es in menschliches Fleisch zu rammen. Der Mann stürmt auf mich zu. Er oder ich? denke ich verzweifelt und verstärke den Griff um mein Messer. Er oder ich! Mein Herz rast genauso schnell wie der Mann. Mutig hebe ich die Hand und – wache auf! Ich sitze im Bett! Die Türe zum Wohnzimmer ist geschlossen und Matthias schläft! Nur ein Traum, versuche ich mich zu beruhigen. Nur ein Traum…! Mein Herz glaubt mir nicht. Aber nach ein paar Minuten ist es erschöpft und pendelt sich auf siebzig Schläge pro Minute ein.

Ermattet falle ich in einen tiefen und traumlosen (!) Schlaf.

 

4 Antworten auf „Adrenalin in Sunnyvale“

  1. Da hab ich bl0ß beim Lesen Herzklopfen gehabt. Ein Albtraum! Ihr beiden seid sooo mutig! Teetasse und Wasserglas in den Händen von zwei Helden.

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