Ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln

Ich hatte mir ja vor ein paar Tagen Häkelnadel und Häkelgarn und eine Häkelanleitung für ein Tischset gekauft. Genau. Verstehe kein Wort aus meiner Anleitung:

Rnd 1 (Right side): Ch 1, sc in ring, (ch 6, sc in ring) 5 times, ch 2, tr in first sc to form last loop: 6 loops.
Rnd 2: Ch1, (sc, ch 3) twice in same loop and in each loop around; join with slip st to first sc: 12 ch-3 sps.

Aha. Gott sei Dank habe ich ja nun wieder Internet. Also befrage ich das Mal. Bis morgen muss ich nämlich soweit häkeln können, dass ich im needle point course häkeln und gleichzeitig tratschen kann!

Und so übe ich häkeln…

ca

…und übe häkeln…

ca

…und übe häkeln.

ca

Verstehe meine depperte Anleitung trotzdem nicht. Egal, brauch keine Anleitung, häkle halt einfach mehr so nach Gefühl…

Oder ich übe mich mal wieder lieber im kochen. Moussaka vegan. Mjamm!

ca

 

Nach dem Abendessen lese ich Matthias Saturday in the village vor. Er grinst aufgrund meines Talentes für Sprichwörter.

Ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln. Die Katze aus dem Sack lassen. Das letzte Eichhorn… So, oder zumindest so ähnlich…

„Ich kenn da ein Sprichwort“, sage ich zu Matthias, „das heißt Das geht auf keine Kuhhaut.“

„Kenn ich auch.“ antwortet er.

„Ja, aber ich kenne auch die Bedeutung! Also ich meine, woher dieses Sprichwort kommt!“ rufe ich aufgekratzt.

„Ich auch…“ erwiedert mein Freund gelangweilt.

„Ach, dann erzähl!“ sage ich herausfordernd.

Matthias trägt ausdrucksvoll vor:

„Im alten Ägypten glaubte man, dass alle Sünden aufgeschrieben würden, von Gott und/oder, dem Teufel, oder, na egal, irgendwer schrieb sie halt nieder. Und am Tag des jüngsten Gerichts kamen die Menschen mit weniger viel Sünden in den Himmel und die anderen, die mit mehr viel Sünden halt in die Hölle. Und geschrieben wurde auf Pergament. Und Pergament wurde aus Leder hergestellt. Und eine Kuh ist größer als eine Ziege. Und hat man so viele Sünden, dass sie auf keine Kuhhaut mehr passen, dann hat man echt schlechte Karten für den Himmel.“

„Das stimmt,“ ich nicke. „Aber Ägypten? Ich glaube Ägypten war dann vielleicht doch mehr dafür verantwortlich Katzen aus dem Sack zu holen.“

„Es gibt keine Katze aus dem Sack“ erklärt mir Matthias, „Nur den Knüppel aus dem Sack!“ und grinst.

Ich grinse auch. Und mir fällt eine neue Redensart ein:

„Du, ich weiß noch eine Bedeutung von einem anderem Sprichwort, willste hören?“

„Mmmmmm.“ antwortet er.

Kamele, Katzen und Nadelöhren im alten Ägypten

Ich interpretiere das als ein Jaaaaaaaa, erzähl, ich brenne darauf die Geschichte zu hören und tue kund:

„Da gibts ein Sprichwort und das heißt Ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln…“ weiter komme ich nicht weil Matthias losbrüllt vor lachen.

„Wie heißt das Sprichwort?“ wiehert er.

„Ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln.“ grinse ich und bin mir nun auch nicht mehr ganz sicher ob das stimmen kann.

„Also es geht in dem Sprichwort ganz sicher um Kamele und Nadelöhren!“ Versuche ich tapfer wieder Herr der Lage zu werden. „Ist ja jetzt auch egal wie das Sprichwort heißt, ich erzähl dir lieber wie diese Redewende entstanden ist. Pass auf: Früher, weiß nicht wie viel früher, aber viel, viel früher gab es da so Städte. Und rund um diese Städte, da waren Mauern. Und die Mauern hatten Türen. Und durch diese Türen konnte die Kamele durchgehen.“ beginne ich und Matthias laufen die ersten Tränen über die Backen. Ich kichere weiter:

„Ich glaube die hatten auch Katzen, und auch die Katzen konnten durch die Türen durchgehen.“

Wir prusten los und bekommen einen Lachanfall.

„Also, zurück zu der Stadtmauer. Die Mauer hatte eben nicht nur die Türen wo die Kamele und die Katzen durchpassten sondern auch ganz, ganz, ganz fuzikleine Türen! Und DA passten die Kamele eben nicht mehr durch. Und deswegen sagt man ein Kamel durch ein Nadelöhr durchfädeln“ beende ich prustend, die Tränen waagrecht aus meinen Augen spritzend meinen Vortrag.

Oh wie sind wir fröhlich.

Matthias reitet Huffy, zur größten Freude seiner Mitmenschen, zum Caltrain

Der Abend wird nur noch getoppt durch folgende Geschichte:

Ich hatte Huffy am Freitagabend am Campus stehengelassen da wir mit einem Arbeitskollegen aus Sunnyvale mit dem Auto mit heimfahren konnten. Daher fragte ich heute morgen Matthias ob er denn so lieb sein könne und heute Abend mit meinem Bike nach Hause fahren. Dann müsste ich nicht extra nach Stanford fahren es holen…

OMG da muß ich aber beweisen, dass ich ein richtiger Mann bin…“ schwitzt Matthias.

Nun, da Huffy schon ganz für sich alleine eine gewisse Faszination ausstrahlt könnt ihr euch vorstellen wie fröhlich Matthias die Kalifornier stimmte als er auf diesem Bike zum Bahnhof fährt. Heiter winken ihm alle begeistert zu!

Froh, Huffy im Fahrradabteil lassen zu können setzt sich Matthias auf einen freien Sitz. Nicht lange, denn dann kommt der Schaffner:

„Wem gehört das rosa Fahrrad?“ donnert er.

Wem gehört dieses lila Fahrrad?
„Wem gehört dieses lila Fahrrad?“

Alle schauen auf als Matthias vortritt und flüstert: „…mir…“. Dann prusten sie los.

„Bitte nehmen Sie das Körbchen von Ihrem Fahrrad, das ist im Zug nicht gestattet!“

Und so muss Mattias das lila Täschchen demontieren und schleicht mit diesem in der Hand und rotem Kopf zu seinem Sitzplatz zurück…

Aber seine mitreisenden Mountainbikefahrer muntern ihn schmunzelnd auf: „Das wichtigste ist doch: es hat zwei Räder…“

Kiki

2 Antworten auf „Ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln“

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