Sprachlos in California!

Zum Abschied werde ich nochmal ganz fest gedrückt und geherzt. Ich kann die Tränen nicht unterdrücken. Mis Padres auch nicht.

Ganz leise flüsterte ich Adios. Naja. Leise und flüstern ist noch übertrieben. Ich habe die Lippen bewegt. Denn meine Stimme hat beschlossen nicht mit in die USA zurück zu reisen sondern (für unbestimmte Zeit) in Costa Rica zu bleiben. Nur Husten, Schnupfen, Kopf- und Halsweh wollten uuuunbedingt mit mir mitkommen…

Daher auch meine längere Abstinenz. Die Erkältung plus die zweitägige Heimreise haben es mich mal ein paar Tage ruhiger angehen lassen. Eigentlich sogar sehr ruhig. Konnte ja nicht sprechen.
Und zwar war ich nicht heiser, nein, ich war komplett tonlos!


Ein letztes Bild vor der Abfahrt. In weiser Voraussicht hab ich zur Abreise auf Make Up verzichtet 😉


So hüllte ich mich, zurück in California, in Schweigen – das war ein wenig traurig. Hätte ich doch so viel zu erzählen gehabt!

So freute ich mich als meine Freundin anruft:

“                  !“ rief ich erfreut.

„Hallo?“ fragt meine Freundin.

“                     .              !                  ?!?“ brülle ich ins Telefon.

„Ha-llooooo?!?“

“                !!!!!!“

„Kiki??? Haaaaaalloooooo……???“

Hab ihr dann eine Nachricht geschrieben…


Die letzten Tage in San Gerardo de Rivas, Costa Rica, verliefen anders als geplant – aber dennoch schön!

Freitag Abend, 25. August, kam ich zurück aus meinem Kurzurlaub in Corcovado – diese Reise (so wie den Waschmaschinenkauf) werde ich in einem extra Bericht beschreiben.

Nur so viel: im Dschungel gab es nicht nur tolle Vögel, Reptilien und Säugetiere zu beobachten, nein, auch Viren und Bakterien vagabundierten gelangweilt durch die Wildnis. Ich konnte sie den ganzen Tag – und hinter jedem Busch kichern hören! Und in der Nacht kuschelten sie sich in meine Nase… Das gefiel ihnen sosehr gut, dass sie dort blieben – bis auf ein paar Ausnahmen die in meinen Hals gerutscht sind…und trotz einer daraufhin folgenden circa 120 Stunden langen Hustenattacke ließen sich die Kerle nicht vertreiben!
Nur meine Stimme habe ich bei all der Husterei ausgespuckt!

Zurück in San Gerardo krächzte ich betörend – zu reizend um Karaokisch tätig zu werden. Aber sehr Wohl tänzerisch! Denn zu meinem Abschiedswochenende, 25. bis 27. August, gab es ein groooßes Fest. Jedes Jahr findet zu dieser Zeit ein Rennen statt: 13 Kilometer.

Knapp 400 Läufer nahmen teil

13 Kilometer hört sich für die Läufer unter euch jetzt vielleicht nicht nach so viel an. Aber die Hälfte des Weges geht steil, Steil, STEIL bergauf, die andere steil, Steil, STEIL bergab. Ich bin diese Strecke mal gewandert und empfand es schon als seeehr anstrengend! Aber laufen?! Der schnellste schaffte diese Strecke in 1 Stunde und 6 Minuten!!

Ja und wo Anstrengung ist soll auch Vergnügen sein. Und so rankt sich um den Lauf eine dreitägige „Fiesta“.

Freitag: Karaoke. 
Das musste ich leider ausfallen lassen. Zu heiser, zu erschöpft.

Samstag: Tanz.
Da MUSSTE ich einfach hingehen.  Ist es doch der letzte Abend (oder vorletzte. Der letzte-letzte Abend ist morgen, Sonntag, und meiner Familie vorbehalten.).
Spätestens hier bemerke ich mich im Land der Latinos zu befinden: die Hüften werden nämlich ausschließlich zu Bachata, Merengue und Salsa gekreist!

Sonntag: das Rennen – und letzter Tag
Traumhaftes Wetter präsentiert sich an meinem letzten Tag. Der Himmel blau, die Sonne sehr, sehr, sehr warm – die Läufer arm… Um 8 Uhr fällt der Startschuss und die knapp 400 Läufer begeben sich auf die Rennstrecke. Wir feuern alle kräftig an als sie an unserem Haus vorbeizischen. Dann frühstücken wir.

Margarita zaubert ein wundervolles Lieblingsfrühstück: Gallo Pinto, Eierspeis‘, Avocado und Plátanos. Mmmmh!

Dann verbringen wir den Tag im Dorf – freuen uns mit den heimgekommenen Läufern, freuen uns über das schöne Wetter, lauschen gebannt der Karaoke und ich verabschiede mich von allen, die ich hier kennengelernt habe. Ein bisschen wehmütig ist mir schon… Aber besser so, als ich hätte hier eine furchtbare Zeit erlebt und wäre nur froh weg zu kommen!

Zum Abendessen kommen nochmal (fast) alle Familienmitglieder und zur Feier des Tages wird Pizza bestellt. Noch etwas wehmütiger verabschiede ich mich von mis hermanas

Dann falle ich erledigt ins Bett und huste mich durch die Nacht…

Montag Morgens packe ich meine sieben und siebzig Sachen plus meinen Freund Rudi, der Wanderstock der mit mir am Gipfel des Cerro Chirripó war. Dann muss ich mich auch von mis padres verabschieden… Mir wird nochmal eindrücklich erklärt, dass ich ja nicht vergesse nun eine Familie in Costa Rica zu haben und, dass ich bald wieder kommen soll… Ich wische mir die Tränen von den Backen. Dann fahre ich nach San Jose – die Hauptstadt Costa Ricas wo auch der Flughafen wohnt. Hier habe ich neben dem Flughafen ein Hotelzimmer reserviert. Denn mein Flug am Dienstag hebt schon um 7:40 Uhr morgens ab – zu früh um das von San Gerardo zu erreichen.

Eigentlich wollte ich das WLAN im Hotel nutzen und bloggen. Aber ich war so komplett fix und fertig: schnupfen und husten am Höhepunkt, mein Kopf schwer wie Blei. So habe ich mich einfach ins Bett gelegt und gerastet.

Ich war sogar zu müde um mir über eventuelle USA-Einreise-Probleme Gedanken zu machen… Die wären auch unnötig gewesen: innerhalb von einer Minute war mein neuer Stempel im Pass und ich darf bis Februar legal in den Staaten weilen 🙂 Nur mein guter Rudi kämpfte mit Einreise-Problemen. IN das Flugzeug durfte er nicht, und ihn einchecken hätte 40 Dollar gekostet. 40 Dollar – für einen 200 Gramm Stecken! Schweren Herzens ließ ich Rudi zurück…

Und nach so viel Abschiedsschmerz hielt dann aber auch Vorfreude Einzug: auf meine Lieben in California… ?

4 Antworten auf „Sprachlos in California!“

  1. Vor lauter humorvoller Beschreibung kommt man gar nicht dazu, dich zu bedauern wegen Schnupfen, Husten, Heiser- und Stimmlosigkeit, verpasstem Karaokeauftritt, Abschiedsschmerzen und Rudi in der Fremde zurücklassen Müssens. Direkt ein schlechtes Gewissen hatte ich, weil ich so viel lachen und lächeln musste. „Daheim“ in California geht’s dir hoffentlich schon wieder besser.

    1. …so soll es sein 😉 vom bedauern wirds ja auch nicht schneller besser. Und irgendein pfiffiger Medizinmann (kann natürlich auch ’ne MedizinFRAU gewesen sein) hat ja mal erwähnt Lachen sei die Beste Medizin

  2. Jetzt haben wir schon sehnsüchtig auf ein paar Zeiten von dir gewartet und beschlossen, uns erst mal keine Sorgen zu machen….
    Wir hoffen, deine Megaerkältung verabschiedet sich rasch wieder!
    Leider klappt mein Skypeprogramm nicht mehr, sonst könnten wir – wenn du wieder einmal bei Stimme bist, telfonskypen. Vielleicht kann ich jemanden finden, der das Programm „wiederbelebt“.
    Hoffentlich kommt deine Stimme aus Costa Rica bald nachgereist!
    Wir freuen uns auf weitere Berichte – wenn du wieder bei Kräften bist.
    Alles Liebe und sei fest gedrückt und geknuddelt
    Sigrid und Peter

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